Zeitzeuge Erich Finsches erzählt in der HTL von den Schrecken des NS-Regimes

Der Holocaustüberlebende berichtet den 4. und 5. Klassen aller Abteilungen am 29. und 30. Jänner von den Erlebnissen seiner Kindheit und Jugendzeit. Nie wieder – nie vergessen – aus der Geschichte lernen. Unter diesem Motto richtet Finsches einen eindringlichen Appell an die Jugendlichen, bei allen politischen Versuchungen und populistischen Aufrufen selbst nachzudenken, sich ein eigenes Bild von allem zu machen und mutig zu sein, wenn es notwendig ist für jemanden oder für eine Sache einzutreten.

Finsches erzählt von seinen Eltern und Großeltern, von der Zeit um 1938, wo er zum ersten Mal von der Gestapo verprügelt wurde. „Ich war ein Haufen aus Blut, Haut und Gebeinen.“ Aus dieser Zeit stammen viele Verletzungen, die Finsches ein Leben lang mit sich trägt.

1939 wird der 11jährige Finsches nach Eisenerz in ein Arbeitsertüchtigungslager gebracht. Die viel zu schwere Arbeit, die Tritte und Stöße mit Gewehrkolben, die Schläge und Schmerzen veranlassen den schmächtigen Jungen, die Flucht zu ergreifen und in einem viermonatigen Marsch über Stock und Stein, Wälder und Wiesen nach Wien zurückzukehren in der Hoffnung, dort seine Eltern wiederzufinden. Doch als er bei seiner alten Wohnung ankommt muss er zur Kenntnis nehmen, dass diese inzwischen arisiert wurde und seine Mutter bei Bekannten aus der jüdischen Gemeinde wohnt, während sein Vater noch immer von der Polizei festgehalten wird.

Weil ihr Sohn nach wie vor von der Gestapo gesucht wird, schickt sie ihn voller Angst weg, worauf er sich im Grünen Prater herumtreibt und dort eine junge Frau kennenlernt, die ihm in den nächsten Monaten zur Seite steht. „Fast zwei Jahre habe ich hier als U-Boot überlebt“, meint Finsches und erzählt, dass er ohne Ausweis und ständig in Furcht vor der Gestapo kleinere Tätigkeiten für Geld erledigt hat und in einem alten Theater übernachtet – dabei hat er immer wieder hilfsbereite und freundliche Menschen getroffen, die ihn unterstützt und versteckt haben.

Mit 14 Jahren flieht der Junge nach Ungarn, wo er sich bis 1944 durchschlägt und mit Hilfe von Verwandten immer wieder die Möglichkeit zu arbeiten bekommt. Hier lernt er Josip Broz Tito kennen und schätzen, den späteren jugoslawischen Präsidenten, und plant mit diesem eine Zugbrückensprengung, um die Versorgungslinie der Nazis in die Balkanländer zu verunmöglichen. Nach dem Sprengstoffanschlag wird Finsches auf der Flucht angeschossen und festgenommen.

In einen überfüllten Viehwaggon gepfercht bringt man ihn nach Auschwitz, wo er zur Zwangsarbeit eingeteilt wird. „Die schwere Arbeit und Kälte waren katastrophal.“ Finsches wird nach Mühldorf, einer Außenstelle vom KZ Dachau, gebracht und bricht dort wegen der großen Kälte und ausgedehnten Erfrierungen an den Beinen zusammen. Anschließend wird er in das Außenlager Kaufering deportiert, dorthin, wo zur Arbeit nicht fähige Gefangene kurz vor ihrem Tod kommen. Hier erlebt Finsches die Befreiung durch die Alliierten.

Auf 28 Kilogramm abgemagert kommt Finsches in ein Lazarett und ist davon überzeugt: „Ohne diese ärztliche Behandlung hätte ich nicht überlebt.“

Erich Finsches ist bis heute als Zeitzeuge aktiv – er spricht in Schulen mit vielen Jugendlichen, hält Reden bei Gedenkveranstaltungen und sagt politisch engagierten Menschen seine Meinung, weil es ihm ein Anliegen ist, mit seiner Lebensgeschichte aufzurütteln, zum Nachdenken zu bewegen und gegen das Vergessen dieses dunklen Kapitels der Zeitgeschichte anzukämpfen.